Lieber Herr Jung,
bin ja nun justament aus Egen zurück, muss es aber sofort mal los werden (wer weiß, was morgen wieder ist): Dieser Abend in Egen war grandios!
Die Scherben und Rio Reiser – das ist ja nun eben auch Musik und Haltung meiner Jugend- und Studentenzeit. Dann mit einer so ein bisschen schwummerigen Nostalgie-Erwartung in eine solche Veranstaltung zu gehen, birgt Gefahr: Alles erinnert an früher, ist aber doch womöglich leider irgendwie Kitsch, weil es sich nicht mehr echt anfühlt. Man hat sozusagen nichts mehr mit einer in sich abgeschlossenen Vergangenheit zu tun und ist befremdet.
Genau das war nun heute ganz anders. Dieses tolle Quartett hat mir das Gefühl vermittelt: Das ist immer noch meins, und es ist gut so. Dass der Sänger und Schauspieler nicht den “König”, sondern den wunderbaren Poeten Reiser so stark inszeniert hat, fand ich wirklich und im wahren Sinne des Wortes Herz ergreifend.
Ich habe zwei Schiet-Tage hinter mir, was manchmal eben unvermeidlich ist, wollte mir auch eigentlich heute lieber die Decke über den Kopp ziehen, mal abtauchen und nirgendwo mehr hingehen – ich bin so von Herzen froh, dass ich mich anders entschieden habe.
Dass Künstler Schauspiel UND Musik richtig gut können, ist verdammt auch kein Fehler!
Danke Ihnen, Ihrem Team und natürlich den Klasse-Künstlern (bitte, wenn’s geht, ausrichten!) für diesen Abend,
herzliche Grüße ins Outback
Brigitte Neuschäfer